Wintersonnwend und Rauhnächte

 

Mit der Wintersonnwend am 21.12. haben wir den Tag der längsten Nacht erreicht, soviel Dunkelheit – die zur großen Sehnsucht wird, es möge doch wieder heller werden – ein Übergangstag der besonderen Art, der uns unmittelbar mit dem Kreislauf des Lebens, dem Kreislauf der Natur rückbindet – sowie wir es mit dem Licht und der Dunkelheit erleben, so zeigt es auch der Jahreskreis –  es gibt für alles eine Zeit – für´s Heraustrauen, für`s Wachsen und Gedeihen, für die Fülle voller Sinnenfreude, für die Ernte und die Reflexion und für die Ruhe – die eigentlich schon wieder das volle Potential der nächsten Zeit birgt. Am Tag der Wintersonnwende spüren wir - bald wird es wieder heller, das Licht, die Sonne wird geboren. Alles beginnt neu. Die Zeit der größten Dunkelheit als die Zeit der größten Hoffnung! Eine Zeit, einer großen Fruchtbarkeit unserer Seele – wo auch die innere Sonne aufgehen kann.

 

Wir haben auch die Rauhnächte, deren Beginn viele auf den 21.12. setzen. Die Rauhnächte – als Zeit zwischen den Jahren, zwischen den Zeiten – ergeben sich aus der Differenz zwischen den 12 Mondmonaten und dem Sonnenjahr. Der Beginn wird unterschiedlich festgelegt, so z.B. 21.12.  andere wiederum beginnen mit dem 25.12. – Ende ist meist der 06.01.

 

Wie auch immer – es geht darum, dass die Menschen erspüren, da gibt es eine Zeit zwischen den Zeiten – weder zum alten noch zum neuen Jahr gehörig. Quasi eine Chance innezuhalten – wer bin ich, was trägt mich – aber v.a. auch um Rituale zu leben, um das eine Jahr zurück zu lassen und das neue Jahr herein  zu bitten, herein zu träumen. Viele Bräuche und Traditionen weisen darauf hin – das ist auch eine Zeit, wo wir sehr durchlässig und fühlig sind – uns gut verbinden können mit anderen Wirklichkeiten – nicht wenige werden schon gehört haben, dass da die Tiere sprechen, kennen Bräuche des Räucherns und des Gaben Hinterlegens bzw. wo dunkle, aber wohlgesonnene Wesen uns besuchen.

 

Für mich ist es eine wohlwollende und besondere Zeit – eine Zeit, wo die Verbundenheit mit allem was ist besonders leicht erfahrbar ist. Eingebettet in den Kreislauf des Lebens ist es wichtig, diese dunkle Zeit, als eine Zeitqualität unter mehreren im Jahreslauf wahrzunehmen, die viele Chancen birgt. Wir brauchen nicht räuchern und Rituale vollziehen um zu schützen – vielmehr geht es darum uns zu öffnen – für das was ist und sich zeigen will – und diesen besonderen Erfahrungen mit Achtung und Respekt zu begegnen. Das ist eine mögliche Deutung all der Geschichten, was man um diese Zeit tun und lassen soll und wie ungeschickt sich wir Menschen dabei manchmal anstellen, weil wir immer weniger Erfahrungen damit haben. Eine Begegnung die eigentlich glück- und segenbringend sein kann.

 

Ein besonderes Ritual ist seit jeher das Räuchern von Kräutern und Harzen – unsere Vorfahren haben das das ganze Jahr über gemacht, aber auch besonders in der dunklen Jahreszeit und bei besonderen Übergängen und sensiblen Zeiten.  Gerade im Winter unterstützt das Räuchern die Gesundheit – geräuchert wird mit Kräutern und Harzen, die desinfizieren und reinigen – heiße Kohlen, würziger Geruch der Kräuter schaffen eine heimelige Stimmung, lässt uns näher zusammenrücken und öffnet uns durch das ruhige Ritual des Räucherns für Wahrnehmungen der unterschiedlichsten Art. Mit dem Räuchern können wir das Alte leichter ziehen lassen, quasi einen Hausputz machen (Salbei, Thymian, Beifuß)– indem wir dabei durch das ganze Haus gehen, um das Haus und Nebengebäude gehen. Das Räuchern kann uns aber auch helfen, bei uns anzukommen und mit dem Duft uns für die besondere Qualität dieser Zeit zu öffnen – und uns ins neue Jahr zu ahnen, zu sehnen und zu träumen. Es geht darum, was geht – und was bleibt – und Platz machen für das Neue. Nicht wenige Pflanzen, die traditionell beim Räuchern verwendet werden – unterstützen genau hier – eröffnen einen speziellen Seelenraum.

 

Marlis Bader  erzählt, dass sie am Anfang und am Ende der Rauhnächte mit einer segnenden Räuchermischung räuchert, die das Herz öffnet und gute Geister anzieht, an den Tagen dazwischen räuchert sie um zu reinigen und zu schützen. Wie auch immer, folgt dabei eurer Eingebung und Intuition, welche Pflanze euch anspricht – im wahrsten Sinn des Wortes – versteht es als eine Einladung, dass sich jemand als Reisebegleiterin zur Verfügung stellt. Das Ja zu diesen ReisebegleiterInnen, die Kontaktaufnahme kann durch Räuchern geschehen.

 

Eine besondere Anregung für die kommenden Rauhnächte könnte ein Rauhnachtstagebuch sein – in welcher Form auch immer. Ein Tagebuch, wo ihr Eindrücke, Erlebnisse, Träume, Momentaufnahmen verdichtet und sichtbar macht – ein magischer Akt also. Wem nichts einfällt, der/die kann ja in der Art des kreativen Schreibens – mit dem, was ist starten, die Ratlosigkeit oder Leere beschreiben, dass nichts einfällt… und wird womöglich staunen, was nach 5-10 Minuten niedergeschrieben ist. Vielleicht erklärt sich einiges was ihr schreibt auch erst am Ende der Rauhnächte oder im Laufe des nächsten Jahres. Es gibt Menschen, die ordnen jedem Tag ein Monat zu, viel freier seid ihr allerdings, wenn ihr die Dinge nehmt wie sie kommen. Ziraih Voigt – eine erfahrene Jahreskreisfrau – beschreibt wie wichtig ein sensibler Umgang mit Ritualen besonders in dieser Zeit ist. Sie meint Rituale können uns unterstützen aber v.a. in dieser Zeit zwischen den Zeiten, geht es um das Wahrnehmen kostbarer Momente, Augenblicke und Begegnungen, die sich jenseits von Ritualen zeigen – einfach ja sagen und zugreifen.

 

spiralisierende

 

dunkelheit liebkost

 

der eigene atem

 

macht den rhythmus

 

innehaltend

 

der finsternis einen platz geben

 

sehnsuchtsvoll hinhorchen

 

die lichtzeichen der zeit

 

begrüßen

 

damit sich die augen

 

hellgewöhnen

 

immer noch sehnend

 

nach dem dunklen mantel

 

der neues gebärt (beate.reiß)

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Theresia de Jong (Samstag, 21 Dezember 2013 20:08)

    Liebe Beate,
    das sind sehr stimmungsvolle und wahre Worte. Ja, diese Zeit zwischen den Jahren ist eben auch eine Zeit, in der wir zwischen den Welten wandeln können. Aber eben nur, wenn wir der Stille in uns und um uns eine Chance geben. Dir eine gesegnetet Zeit, wünscht von Herzen, Theresia

  • #2

    Maya (Mittwoch, 02 September 2015 23:25)

    Hallo,

    ich kann meine Vorrednerin nur Zustimmen. Neben der Stille ist für mich insbesondere das innere Gleichgewicht ausschlaggebend.

    Alles Liebe

    Maya