"Ein schöner Schöpf"

Heute mag ich euch teilhaben lassen an meinen Betrachtungen zum Thema „Ein schöner Schöpf“


Ich liebe das Papierschöpfen. Es verbindet mich mit dem Kreislauf der Natur, weil ich entweder mit Altpapier oder Pflanzenfasern arbeite und damit etwas Neues entstehen lassen kann. Ich verwende Papier mit Geschichte (Zeitungen,
Notizen, Briefe…) und auch Pflanzenfasern und Blüten bringen sich mit Ihren Geschichten ein. Es ist ein Tun, das ruhig werden und im Augenblick verweilen lässt. Ohne Hektik, oft aus einer Inspiration im Augenblick füge ich Faserbrei
unterschiedlichster Papierart, Farbe, Blüten, Gräser oder strukturgebende
Materialen zusammen und darf dann mit bedachten Bewegungen aus dem Vollen
schöpfen. Und während ich so im Prozess bin, komme ich zur Ruhe und mach eines nach dem anderen. Ja auch hier ist es ein Tun mit allen Sinnen. Papierbrei, Pflanzen und Wasser auf meiner Haut, unterschiedliche Bewegungsabläufe, in der Bütte sehe ich die Materialien, die schon eine Ahnung verleihen, was sich im Papier zeigen kann, mein Ohr lauscht aufmerksam dem ablaufenden Wasser, das je nach Ausgangsmaterial gut im Fluss ist oder langsam abtröpfelt und dann und wann kommt auch meine Nase nicht zu kurz v.a. wenn Lavendelblüten oder Duftrose miteingeschöpft werden. Und jedesmal erlebe ich die Vorfreude darauf, was sich im neuen Papier zeigen wird. Gerade die Blüten haben sehr eigenwillige Vorstellungen wo ihr Platz ist und so kann ich erst Stunden später, wenn das Papier sowohl gepresst, als auch getrocknet vor mir liegt, erkennen welche neue Geschichte sich aus den alten Geschichten gebildet hat. Nicht umsonst gibt es die Redewendung „a schöner Schöpf“. Ich weiß, da ist sicherlich auch gemeint, dass es viel Arbeit ist – aber für mich ist es wirklich ein schönes, schöpferisches Tun – und das schließt ja Arbeit nicht aus ;)


Für mich gibt es viele Parallelen zu anderen schöpferischen Tätigkeiten. Aus einer Ahnung und aus dem Tun heraus entwickelt sich etwas, dass im besten Fall mehr ist, als mensch sich vorstellen kann. Im Tätig sein und aus der Präsenz im Augenblick darf ich dabei in meine Mitte kommen, nicht selten entsteht daraus ein Flow, der Zeit und Raum vergessen lässt, die Intuition stärkt und das Gefühl vermittelt, nicht alleine etwas geschaffen zu haben, vielleicht sogar geführt zu werden.

 

Mir gefällt dieses Bild auch für meinen Platz in der Welt – Mitschöpferin sein, aus dem Vollen schöpfen. Gelingen und heilsam wird`s dann, wenn schöpferisch sein, nicht heißt Pläne durch zuziehen, sondern sich auf Prozesse einzulassen und der Intuition zu folgen. Auch in diesem Sinne ist es „ein schöner Schöpf“!

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