Gestern war ich wieder einmal in der Lurgrotte www.lurgrotte.at/. Anlass war
eine feine Märchenwanderung von Frederik Mellak www.freudeanmaerchen.at/ , unterstützt von Musik und Feuerperformance von Tatjana Heinze. Danke
Euch beiden, es war eine sehr inspirierende und berührende Wanderung in die äußere Höhle und in die eigenen inneren Höhlen.
Was ist es, dass uns Menschen immer wieder zu den Höhlen zieht und ehrfurchtsvolles Staunen hervorruft und uns schlussendlich in die eigene Mitte führt?
Ich mag es an meinem eigenen Erleben illustrieren. Der Platz vor der Grotte erscheint wie ein riesiger Empfangsraum – ein herzliches Willkommen,tritt ein. Die steinerne Wand – eine uralte Zeugin,
begleitet von Birken, die im Kontrast dazu auf die ständige Erneuerung hinweisen – läd ein näher zu treten, den Schritt zu verlangsamen. Tiefes Durchatmen – Gewahrsein, dass hier – beim Eintritt
in die Höhle, eine Schwelle ist. Eintauchen in eine andere Welt, ja wenn Du es erlaubst – ist es eine Rückkehr in Erdmutters Bauch. Ankommen, heimkommen. Ein Nackerpatzerl, wie ein Baby im Bauch
der Mutter – einfach sein. Ein großer vertrauensvoller Schritt, loslassend vom Geplänkel des Alltags – rein ins „nur da sein“ und mit kindlichem Staunen die innere Welt betrachten. Viel wird von
den Fratzen, dunklen Wesen und Schatten in den Höhlen gesprochen. Das kenn ich und hab in Höhlen und Gängen schon die intensivsten Wandlungen erlebt. Hier – in unseren eigenen Höhlen -zeigen sich
Ängste, Schatten mit ihren grauslichsten Fratzen. Der Weg ist klar – es geht um den Mut den eigenen Schritt zu wagen, das Einlassen in die Erfahrung , sich jenseits von Raum und Zeit zu bewegen
und offenen Herzens die Höhle zu betreten, auch in mein Inneres zu schauen. Schritt für Schritt dranbleiben, bei sich bleiben – vertrauensvoll weitergehen. Der Fels, wunderschöne
Tropfsteinformationen, der Gang der sich so fein und doch sehr klar durch den Berg schlängelt, entpuppen sich als die idealen ReisebegleiterInnen. Immer schon da (zumindestens übersteigt es meine
zeitlichen Vorstellungen) – gezeichnet vom Wandel der Zeit, laden sie beharrlich und bestimmt ein, zu entschleunigen und zu sein. Sein - nicht wie du zu sein glaubst oder sein zu müssen, keine
Schubladen, keine Fassaden sondern wie Du tief in deinem Inneren bist, immer schon warst, verbunden mit dem Vertrauen, dass es gut so ist. Der Fels vermitteln mir eine Gelassenheit, alles schon
gesehen zu haben und dass der Lauf der Welt weitergeht in seinen ureigenen Rhythmus. Und Schritt für Schritt komme ich in meinen eigenen Rhythmus, getragen von meinem Atem, ohne mein Zutun. Alle
meine Sinne öffnen sich um den Augenblick aus zu kosten. Meine Haut, die bei der Begegnung mit der Höhlenluft jauchzt, Fingerspitzen, die sich an den glänzenden, nassen Steinen entlang tasten,
die Nase, die höhlige Düfte einsaugt, die Augen, die über die wunderbaren Formationen streicheln und die Ohren, die am liebsten die Gehörgänge wie Trichter weiten möchten, um in der Höhlenmusik
gänzlich mitzuschwingen – all das führt mich zu einer Präsenz im Augenblick, zaubert Lächeln ins Gesicht und weitet Herz. So fühlt sich heil sein an. Verstärkt wird diese Erfahrung im großen Dom
– da sein und sich verbunden fühlen, sich einschwingen in ein großes Ganzes, dass mich staunen lässt. So gut aufgehoben sind wir tief in unserem Inneren und trotzdem ist es wichtig wieder
rauszugehen, die Höhle zu verlassen, über die Schwelle zu gehen, wie bei einer Geburt. Frisch geboren ist es unsere größte Aufgabe, sich vertrauensvoll auf die nächsten Schritte einzulassen und
sich die Erinnerung zu bewahren, wie es sich anfühlt gut aufgehoben zu sein.
jenseits der zeiten
übergang
zwischen den welten
innehalten
seelenruhe verweilt
schlupf wandelt
ankommen
innige nähe
verbundenheit
schwingt
steinreich
öffnet pforte
eintauchen
traumzeit singt
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Lutz Winkler (Dienstag, 07 April 2020 17:05)
Liebe Beate, du hast wunderbare Worte dafür gefunden, was uns unter die Erde zieht. Danke dafür und viele Grüße aus Sachsen!